Dienstag, 10. März 2020, 19.00 Uhr
Aula Gymnasium Bad Aibling, Max-Mannheimer-Straße 2

Zusatzveranstaltung im Rahmen der Max-Mannheimer-Kulturtage 2020
Szenische Lesung mit Musik
Mit Michael Stacheder (Sprecher) und dem Mittelstufenchor des Gymnasiums Bad Aibling unter der musikalischen Leitung von Susanne Tutert.
Helga Pollak-Kinsky, geb. 1930 in Wien, war bereits wiederholt Gast im Bad Aiblinger Gymnasium. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurde sie von ihren Eltern zu Verwandten nach Tschechien gebracht. Ohne ihre Familie, der tschechischen Sprache nicht mächtig, litt sie so unter der Einsamkeit, dass ihr Vater sie zurückholte nach Brünn. Schließlich wurde sie mit ihrem Vater 1943 nach Theresienstadt deportiert und in das Mädchenheim L410 des Lagers eingewiesen. In ihrem Tagebuch beschreibt Helga Pollak-Kinsky das Leben der Mädchen im Zimmer 28, den heimlichen Schulunterricht und auch ihre Mitwirkung an der Aufführung der Kinderoper Brundibár. 1944 wurde Helga Pollak-Kinsky nach Auschwitz deportiert. Von den fünfzig bis sechzig Mädchen, die im Laufe der Monate im Zimmer 28 untergekommen waren, bevor sie deportiert wurden, blieben nur fünfzehn am Leben.
Michael Stacheder wird Auszüge aus dem Tagebuch von Helga Pollak-Kinsky lesen. Musikalisch begleitet der Mittelstufenchor des Gymnasiums Bad Aibling unter Leitung von Susanne Tutert mit jiddischen Liedern und Liedern aus der Kinderoper Brundibár die Lesung.
Das Gymnasium Bad Aibling fühlt sich als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage verpflichtet, antisemitischen und rassistischen Bewegungen entgegenzutreten. Dafür treten an diesem Abend die Schüler des Arbeitskreises Schule ohne Rassismus sowie die Gruppe Streitschlichter, Leitung Birgit Mölter, ein, indem sie die Verpflichtung der Schulfamilie zu Toleranz, gegenseitigen Respekt und gegen jegliche Ausgrenzung anderer bekunden und damit auch den Mitschülern mit vielfältigem Migrationshintergrund ihre Solidarität bezeugen.
„In dem Transport, mit dem ich am 23. Oktober 1944 nach Auschwitz gebracht worden war, waren 1715 Menschen, 211 haben überlebt. Die meisten von uns wurden gleich nach der Ankunft in Auschwitz-Birkenau vergast. Ich hatte Glück, ich habe überlebt. Es war reiner Zufall. […] Ich kann sachlich über das Erlebte sprechen. Aber wenn ich an bestimmte Momente erinnert werde oder wenn ich bestimmte Musik höre, kommt alles wieder hoch. Dass wir wie Vieh behandelt wurden, dieser staatlich organisierte Massenmord – das werde ich nie verstehen. Wir sind doch Menschen wie alle anderen.“
Helga Pollak-Kinsky
Eintritt 5,- EUR an der Abendkasse
Eine Veranstaltung des Gymnasiums Bad Aibling
