Wenn Bilder sprechen können. Von Martina Thalmayr
Die Ausstellung von Eddie Bonesire hinterlässt Spuren – Spuren auf der Seele. Denn es geht um die Geschichten der einzelnen Menschen, derjenigen die sich nie selber aktiv für einen Krieg entschieden haben – aber dennoch hineingezogen wurden in die Geschichte, in diese unschöne Geschichte die wir lieber aus den Geschichtsbüchern streichen würden.
Eddie Bonsire – ein Belgier – und sein Erleben der deutschen Geschichte
Eddie Bonesire hat die Deutsche Geschichte natürlich nie so erlebt wie die Deutschen selber. „Die Deutschen haben den Krieg angefangen – sie haben ihn verloren – und jetzt tragen sie die Konsequenzen – so ist das halt“. So distanziert dürften die meisten Menschen Krieg und seine Auswirkungen betrachten – wenn er eben nicht direkt vor der eigenen Haustür ausgetragen wird.
Dann aber fallen ihm Fotografien seine Schwiegervaters und dessen Bruders in die Hände. Fotos von Soldaten und Heimkehrern, Menschen der Zeit – Fotos die mehr aussagen als einfach nur zu sehen ist. Bonesire taucht in die Geschichte der Familie seiner Frau Marie Therese Huppertz ein. Eine Familie aus der Eifel – die Opfer des Krieges waren, oder bis heute noch sind. Die Menschen die vieles waren, aber keinen Nazis. Die alles aber keine Krieg wollten aber dennoch keine Chance hatten dem Schrecken zu entkommen.
Er taucht ein in die Geschichten in die Schicksale einzelner Soldaten, die sich vor Verzweiflung auf dem Feld an der Front gegenseitig festhalten, kann die Angst, die Panik und die Hoffnungslosigkeit nachempfinden.
Wenn 2000 Jahre alte Worte zu Fotografien von heute passen
Dann entdeckt Eddie Bonesire auf dem Speicher ein altes Schulbuch mit einer Grabrede athenischer Soldaten. Ein Text von Lysios – ein Text von 400 vor Christus. Und er sieht die Parallele: ein 2000 Jahre alter Text der genauso gut zu den Fotografien des 2. Weltkrieges passt – die gleiche Aussage die aus den Bildern spricht.
Weiter Texte und Bilder kommen dazu. Natascha Radojevic’s Buch Homecoming und die Geschichte des Jugoslawien Krieg der 1990er Jahre. Hermann Michels Briefe und Zeichnungen von der russischen Front, geschrieben an seine Frau.
Der Mensch reagiert im Drama und Trauma immer gleich
Eddie Bonesire schreibt nun auch eigene Texte und Eindrücke – stellt eigenen Fotografieren aus der Eifel zu den historenschen – kombiniert Texte aus den verschiedenen Epochen mit seinen eigenen. Texte und Fotografien sind völlig austauschbar. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem athenische Krieg, weit vor Christus, dem 2. Weltkrieg oder dem Jugoslawienkrieg. Die Ohnmacht – die Geschichten der Menschen wiederholen sich.
Die Ausstellung Im Krieg sagtest du einmal …
2015 erschien das Buch Im Krieg sagtest du einmal … – und die begleitende Ausstellung hinterlässt beim Besucher einen nachhaltigen Eindruck. Im Krieg sagtest du einmal … ist kein Erinnern an die Geschichte – sondern an viele Geschichten der Menschen, die ja auch Opfer waren und keine Wahl hatten. Es ist kein Erinnern mit Zahlen, Daten und Fakten – es ist eine glaubwürdige Darstellung der Geschichte – und das mit einer spürbaren großen Empathie.